mein Thema sind Landschaften, Landschaften die ich
gesehen, gerochen, gespürt, gefühlt, erlebt, überlebt und
in mich auf- gesogen habe (selten Gebäude, Stadtansichten,
noch seltener Menschen u. Tiere). Häufig habe ich die Landschaften
in denen ich mich bewegte fotografiert, meine Erinnerungen
in den Fotos aber nur selten deckungsgleich wiedergefunden.
In der Abstraktion und der Reduktion auf das Wesentliche in
meinen Bildern erfahre ich die reale (vergangene) Landschaft
und Situation näher und dichter, als in allen anderen konservierenden
Medien (Foto/Video). Meine Sehnsucht zielt dabei auf offene
Landschaften, möglichst ohne Anzeichen von Zivilisation, leere
Landschaften, die ich und der Betrachter dann wieder mit unseren
Wünschen und Träumen bevölkern können. Die von mir verwendeten
Farben und Farbwerte kommen weder aus
der Tube noch aus der Flasche, sie entstehen auf dem Malgrund
in mehreren Schichten, gemischt durch feine Pinselstriche
und verfeinernde Aufsprühungen. Dabei versuche ich durch
unterschiedliche Untergründe (Leinwand/ Hartfaserplatten/
schichtverleimtes Sperrholz/ Malkarton oder Presspappe/ Metallfolie
oder Büttenpapier) die hieraus resultierender unterschiedlichen
Bedingungen gezielt in Hinblick auf die erwünschte Farbwirkung
und die Reflexion von Licht und den Hintergrund einzusetzen.
Die Abstraktion von Landschaft und die Reduktion versuche
ich durch eine serielle Aufteilung einen streng geometrischen
Bildaufbau weiter dem herkömmlichen Landschaftsgemälde zu
entziehen. Dabei beabsichtige ich dem Chaos der Natur einen
von mir geschaffenen Rahmen auf zuzwingen, der für mich dieses
Chaos erst begreifbar, beherrschbar macht. Dies muss im Kopf
geschehen, dort verarbeitet werden und machbar werden.
Aus diesem Grund gehören bei meinen Bildern die Rahmen (oft
roh, wenig bearbeitet) auch immer als integraler Bestandteil
nicht nur um das Bild, sondern zu dem Bild. Ich hoffe, sie
grenzen nicht ein, sondern begrenzen, damit man sich in dem
sicheren Rahmen des Bildes bewegen kann, die Ausblicke genießen
kann, die Einblicke reflektieren kann, sich aber nicht verliert
und in die Natur eine Heile Welt interpretiert, die sie nie
war. Betrachte ich selbst meine Bilder, verspüre ich manchmal
eine Sogwirkung hinein in das Bild, gegen die ich mich oft
sogar wehren muss, um Betrachter bleiben zu können. Meine
Bilder existieren zuerst im Kopf, dort werden sie konzipiert,
konstruiert und coloriert. Die Umsetzung erfolgt fast immer
am Stück, wobei ich ungeduldig Trocknungsprozesse abwarten
muss.
Selten male ich an mehreren Bildern gleichzeitig. (Das kann
ich nicht, da verwischt sich zu viel, da sind die Ergebnisse oft unbefriedigend
und der Ausschuss beträchtlich.) Da jedes Bild eine Geschichte
hat, gehört auch diese Geschichte zu dem Bild (wie der Rahmen).
Ich hänge nicht der Fraktion an, die behauptet: "Kunst und
Bilder bedürfen keiner Erklärung, sie müssten aus sich selbst
heraus wirken; Tun sie ja, jedenfalls viele Bilder,
die ich kenne. Ich scheue mich nicht Erklärungen und Geschichten
zu meinen Bildern zu liefern, da sie Teil meiner Kreativität
im Prozess von der Idee bis zum fertig gerahmten Bild sind.
Ich hoffe mit diesem kleinen Essay ein wenig zum Verständnis
meiner Bilder und meiner Person beitragen zu können.
Michael Dickmann